Gedenkfeier 100. Geburtstag Ehrenobmann MR Dr. Josef Lehner

Rede von Obmann-Stv. Johann Leeb: Sehr geehrter Herr Pfarrer Mag. Josef Gratzer, sehr geehrter Herr Bürgermeister Fritz Pauzenberger, liebe Familie Lehner, liebe Turngeschwister! Die heutige Feier soll Respekt und Anerkennung für das Lebenswerk des erfolgreichen Arztes sowie des Turn- u. Sportfachmannes, Turnbruder Medizinalrat Dr. Josef Lehner bringen. Heute vor 100 Jahren, am Sonntag, dem 4. Februar 1917 erblickte Josef als Sohn der Kaufmannseheleute Georg und Elisabeth Lehner im Hause 52 in Neumarkt das Licht der Welt. Dieser schneereiche und eiskalte Winter war bereits der 3. Kriegswinter. Die Donaumonarchie und ihre Verbündeten hofften trotz unermesslicher Verluste an Menschenleben auf den Sieg – das Gegenteil stellte sich bald heraus. In Neumarkt-Kallham war das Jahnsche Turnen gerade erst 13 Jahre jung, als die Turnhalle zum Kriegslazarett umgewandelt wurde. Doch auch in dieser dunklen Zeit ging das Leben weiter. Josef turnte mit vier in der Kinderabteilung, besuchte ab 1922 die Volksschule Neumarkt, anschließend das Gymnasium in Kremsmünster und Wels und legte 1935 im Realgymnasium in Steyr die Matura ab. Noch im selben Jahr begann er sein Medizinstudium an der Universität Wien, wechselte später an die UNI Innsbruck und konnte dort in der Mindeststudiendauer von sechs Jahren am 27. April 1940 zum Doktor der gesamten Heilkunde promovieren. Seine Zielstrebigkeit und Disziplin machten ihn zu einem der Besten seines Jahrganges! In seinen Lern- u. Studienjahren erkannte er bald die Liebe zum Turnen und der Leichtathletik, auch gefährlicheren Sportarten ging er mit Eifer in der kargen Freizeit nach: Paddelboot-, Faltboot-, Wildwasserfahren und Segelfliegen kamen hinzu. Die Freude über das Erreichte währte nur kurz. Schon wieder war Krieg – der 2. Weltkrieg. Unser DOC rückte noch im selben Jahr zur Wehrmacht ein und diente in diesem schrecklichen Krieg als Arzt – teilweise an vorderster Front in Feldlazaretten – und wurde Leiter der Internen- und Infektionsabteilung im Raume BIHAC. Wegen ausgezeichneter Behandlungsergebnisse an fleckfiebererkrankten Kameraden wurden ihm die Kriegsverdienstkreuze Erster und Zweiter Klasse sowie der König-Zwonimir-Orden verliehen. Auch in die dunkelste Zeit kam wieder Licht: am 23. August 1941 führte er seine IMI, Imhilde Siegerist, zum Traualtar. 1942 erblickte Sepp-Dieter das Licht der Welt, der später in die Fußstapfen des Vaters als Arzt schlüpfte. Zu Fuß kehrte Soldat und Arzt Dr. Josef Lehner schwer erkrankt am 26. Mai 1945, kurz nach Kriegsende, vom verlorenen Krieg vom Balkan über Kärnten und die Steiermark nach Hause. Sein starker Lebens- u. Arbeitswille ermöglichte es, dass er bereits am 1. September 1945 wieder Dienst an der Menschheit machen konnte und begann in der Frauenklinik Wels. Am 1. Juni 1946 wurde ihm die freie Stelle eines praktischen Arztes in Kallham zuerkannt und bald darauf war er auch Kallhamer Gemeindearzt. Noch im selben Jahr wurde Sohn Helwig geboren. Ein Jahr darauf rundete die Niederkunft von Tochter Inge das Familienglück ab. Beide wurden Professoren und unterrichteten später im Bundesrealgymnasium Wels. Jahrzentelang hatte Dr. Josef Lehner auch die Stelle als Bahnarzt von Neumarkt-Kallham inne und war Ärztevertreter für den Bezirk. Für dieses Engagement bekam er am 10. Jänner 1968 den Titel MEDIZINALRAT verliehen! Nicht nur die Stelle als Familienoberhaupt und das Wirken als Arzt füllten sein Leben aus, auch bei der Wiedergründung des Neumarkter Turnvereins 1956 war er maßgeblich beteiligt. Es folgten 14 Jahre Ehrenamt als Obmann-Stellvertreter und Stratege. Als Obmann führte er seinen großen Verein von 1970-1994, war Motor und Initiator des Redewettbewerbes in der Bundesturnschule Ried i. I. Seinen kleinen Landverein, so wie unser DOC an höherer Stelle in Linz bescheiden unseren Turnverein nannte, baute er dank der finanziellen Zuwendungen vom Land OÖ, dem Dachverband ASVOÖ und den Gemeinden Neumarkt u. Kallham mit Hilfe einer Handvoll ehrenamtlicher Baufachleute und vielen Arbeitsbienen das Turnerheim; von ihm auch Jugendheim und Haus Laboe genannt. Er wusste: gut ausgebildete Vorturner u. Amtswalter sowie engagierte Kinder- und Jugendarbeit sind wichtige Säulen für sichere Gegenwart und Zukunft des Turnvereins. Damals wie heute bekommt die Bevölkerung für nur wenige Cent pro Woche das vielfältige Angebot der körperlich- und geistigen Ertüchtigung, die vielbesprochene tägliche Turnstunde, geboten! Getreu unserem Turnerwahlspruch FRISCH FROMM FÖHLICH FREI nahmen die Menschen aus der Region Neumarkt-Kallham die Angebote des Turnvereins freudig an. In allem Riegen wurde gedehnt, gespielt und geturnt, im besten Spielmannszug Österreichs gute Musik gemacht, auf 3 Tennisplätzen gespielt, weit- und hochgesprungen, die Kugeln gestoßen, Speer und Diskus geworfen, spannende Judo- und Kegelturniere veranstaltet, Volksgetanzt und –gesungen, die Jahnwanderer eilten quer durch OÖ von Sieg zu Sieg und die Kameradschaftspflege hatte einen hohen Stellenwert. Die Berufung in den Landessportrat der Landesregierung Oberösterreichs sowie die Ernennung zum Konsulenten für Sportwesen waren Ausdruck von hoher Anerkennung und Wertschätzung von oberster Stelle für seine verdienstvolle ehrenamtliche Arbeit. 1994 übergab er gut vorbereitet die Obmannschaft und somit sein letztes Amt nach einstimmiger Wahl an Konsulent Gerald Stutz. Tbr. Med.-Rat Konsulent Dr. Josef Lehner erhielt von der Hauptversammlung den Titel „Ehrenobmann des ÖTB Neumarkter Turnvereins“ Am 27. September 2002, nach mehreren Operationen und schwerer Krankheit, hat euer Vater, Großvater und Urgroßvater und unseren Turnvater der Herrgott in die Ewigkeit abberufen. Möge der 100. Geburtstag von Ehrenobmann MR Dr. Josef Lehner für uns Ansporn sein, die Turnidee nach besten Kräften zu fördern und in die Zukunft zu tragen! Gut Heil

Datum:

2017-02-04 00:00:00
2017-02-04 23:59:59

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Veranstaltung | Verein